Sonntag, 29. Juli 2012

it dem erleichterten Aufseufzen Anfang dieses Monats war ich wohl etwas voreilig; jetzt sind es schon wieder drei Projekte parallel, die demnächst bewältigt werden wollen - immerhin liegt die Fachliteratur für zwei davon noch in der Bib und steht erst nächste Woche bereit, was für die Romanlektüre noch ein kleines Zeitfenster offen lässt. Gerade gelesen: Jonathan Franzen, Freiheit. Ich fands nicht schlecht, hab aber das überschwängliche Kritikerlob nicht vollends nachvollziehen können. Die Korrekturen hat mir besser gefallen. Nachdem mir offenbar nach Konfrontationskurs mit Allgemeinurteilen zumute ist, war ich gestern in der Thalheimer'schen Sommernachtstraum-Inszenierung im Resi und befand das Spektakel zwar für reichlich macho und auf lange Sicht hin eintönig (die drei wesentlichen Aspekte Blut, sich zur Gänze die Kleider vom Leib reißende Kerle und allgemein viel brutales Kopulationsgebaren wurden in den ersten zwanzig Minuten etabliert, danach kam für drei Stunden nichts Wesentliches mehr hinzu), aber ein paar interessante Momente, gute Schauspielleistung und schöne Bühneneinrichtungen gab's zwischendrin auch, die durchaus geeignet gewesen wären, die durch die Bank vernichtenden Rezension in den Feuilletons zu glätten. Außerdem war das 'Rahmenprogramm' über die Maßen lustig. Im nebenan liegenden Nationaltheater wurde nämlich Schenks Mottenkisteninszenierung vom Rosenkavalier gegeben, und weil der Abend wider Erwarten so schön war ("München leuchtete!"), flanierte die Oberschicht in bester Staatsgarderobe auf der großen Freitreppe und sonnte sich im Abendlicht und der eigenen Kulturbeflissenheit, ein immer wieder köstlich anzusehendes Gratisschauspiel. Ich weiß, dass man Oper im Gegensatz zum Sprechtheater inszenierungstechnisch etwas milder und in Hinblick auf musikalische Weiterentwicklungen betrachten muss (außerdem ist diese Oper an sich ja großartig - vielleicht, weil das Libretto von Hofmannsthal stammt), aber dass alle von einer so ollen Kamelle in akkurat konservierter Rokoko-Ausstattung immer noch begeistert sind, entzieht sich irgendwie meinem Verständnis. Vielleicht hat das dazu beigetragen, dass ich den Thalheimer-Sommernachtstraum im Kontrast dazu plötzlich ganz passabel fand. Vielleicht sollte das Resi zukünftig öfter so disponieren.



2 Kommentare:

  1. Vielleicht ist es spießig, aber ich liebe ihn auch, den Sommernachtstraum. =) Aber ich kann mich Strauss-Opern ohnehin schlecht entziehen, ich mag die alle.

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  2. Ich finde den Rosenkavalier an sich ja auch eine fantastische Oper mit toller, vielschichtiger Musik und einem sehr subtilen Libretto , aber wenn man dann die Möglichkeiten in Brokatkostümen und Spitzenärmeln erstickt und diesen musealen Konservatismus als die beste Inszenierung aller Zeiten feiert, ist das - hm ja, irgendwie schade. :-/

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