Freitag, 27. Januar 2012

achdem in München ja eigentlich eher die Thalkirchner Brücke für ihren Zusatzbehang bekannt ist, habe ich letztens auch im Englischen Garten an einer der vielen wunderschönen kleinen Brücken mit schmiedeeisernem Geländer Liebesschlösser gefunden. Eigentlich ein entzückender Brauch (der natürlich aus Italien kommt, jüngeren Datums ist und durch einen Film europaweit bekannt wurde); dessen Prozedere vorsieht, dass ein frischvermähltes Paar ein graviertes Schloß zum Zeichen ewiger Liebe an das Geländer einer Brücke schließt und den dazugehörigen Schlüssel in das Wasser (in diesem Fall des Schwabinger Bachs) wirft. Stellt sich nur die Frage, was dann alle Beteiligten machen, wenn's mal doch nicht zusammen klappen sollte. Kommt dann einer mit dem Bolzenschneider zurück oder sucht am Bachgrund nach dem vermaledeiten Schlüssel?
Eine Kommilitonin, mit der ich schon seit der Oberstufe befreundet bin, heiratet diesen Sommer und initiiert damit den nächste Entwicklungsschritt in unserem gemeinsamen studentischen Bekanntenkreis, den vom schrecklich unvernünftigen Twen hin zum ach so vernünftigen, für eine Familie Verantwortung tragenden Erwachsenen. Jetzt beginnt die Zeit der Hochzeiten (und der Frage, wen es als nächsten erwischt) und abgeänderten Nachnamen im Adressbuch; ich glaube, Filme zu dieser Thematik bilden mittlerweile ein eigenes Subgenre. Das ist schrecklich, wenn man die Dramaturgie von Büchern, Filmen und Dramen kennt, alle Vorgänge des eigenen Lebens kommen einem so dermaßen vorhersehbar oder zumindest bekannt vor. :-D Denn was geschah im folgenden: Die Kommilitonin frug nach passenden Ausschnitten literarischer Werke und schönen Hochzeitsbräuchen, woraufhin ich heute nochmal die Brücke mit den Liebesschlössern suchte, um ihr das als Ort für die Hochzeitsfotos und vielleicht einem eigenen Schloß vorzuschlagen, in Gedanken etwas verbittert und wehmütig bei dem jüngst Verflossenen und der Frage, ob man sich das antun soll, als Single allein auf eine Hochzeit zu gehen. An der Brücke angekommen traf ich - genau, einen vor Jahren zum letzten Mal gesehenen Schulkollegen (exakt, er hat sich just von seiner Freundin getrennt), mit dem ich mich dann fast eine halbe Stunde überaus nett im Januarfrost unterhielt, wobei sich herausstellte, dass er auch auf die Hochzeit eingeladen worden sei und mich schließlich für nächste Woche auf einen Kaffee einlud. Herrlich, nicht? Irgendwie hatte ich das Bedürfnis, zwischen den winterkahlen Buchen nach einem Typen mit Pappbecher und Hornbrille Ausschau zu halten, der da offensichtlich gerade das Drehbuch für diesen Tag schrieb, und ihm zuzurufen, dass er gefälligst etwas sparsamer mit den Klischees sein solle. Eigentlich sollte ich nicht so zynisch sein, sondern dankbar für diesen so freundlich dargebotenen Wink des Schicksals. Tja, und jetzt ratet einmal, was in meiner Jahreskreislegung von Silvester auf dem Februarplatz lag: Vier Kelche. Danke, hab verstanden. :-D