Dienstag, 1. März 2011


eute feiert man in Rumänien mit dem 1. März schon mal den Frühlingsanfang. An diesem heute sogar wunderbar sonnigen, wenn auch noch kühlen Tag schenken sich jenseits des Waldes Frauen und Männer ein kleines Martisor (sprich marzischoar), was übersetzt "Märzchen" bedeutet. Noch vor 200 Jahren haben die Frauen ihren Auserwählten am 1. März so ein Märzchen geschenkt, mittlerweile hat sich der Brauch umgekehrt (vielleicht patriarchalische Tendenz, müsste man mal nachforschen). Der Brauch ist uralt, er geht wahrscheinlich auf die dakoromanischen Kulturen zur Zeitenwende zurück, denn die Römer feierten schon am 1. März den Frühlingsanfang, den Beginn des neuen Jahres und gleichzeitig den Beginn der Feldarbeiten. Ein solches Märzchen besteht immer aus einer rot und weiß gekordelten Schnur in Schleifenform, an der manchmal ein kleines Glückbringerchen befestigt ist, dazu überreicht man auch gerne Schneeglöckchen. Die weiße Schnur steht für den Schnee, die rote für die Sonne, manchmal auch für das Blut. In einigen Gegenden, besonders Richtung Bulgarien hin, verschenkt man auch schwarz-weiße Schnüre. Das beschenkte Mädchen trägt die Schnur entweder mit einer Nadel befestigt an der Kleidung oder ums Handgelenk so lange, bis es einen blühenden Baum sieht. Dann darf es das Märzchen abnehmen, in den Baum werfen und sich etwas wünschen. Wenn die Schnur gleich beim ersten Wurf im Geäst hängen bleibt, geht der Wunsch in Erfüllung, fällt sie herunter, ist dies ein schlechtes Zeichen. Mittlerweile schenken auch wieder Frauen ihren Männen ein Martisor, es ist einfach ein Glücksbringer und Festzeichen, mit dem man seine Freude über den nahenden Frühling ausdrückt.
Je nach Region erzählt man sich die unterschiedlichsten Legenden über Entstehung und Bedeutung der März-Schnürchen. Die meisten beinhalten einen Kampf zwischen zwei mythischen Figuren (ein Drache und ein Held, der die gefangene Sonne befreien will, oder eine Winter- und eine Frühlingshexe), bei dem einige Tropfen Blut auf die Erde fallen, den Schnee zum Schmelzen bringen und so den Winter beenden. In Gedenken an dieses Ereignis flochten die Menschen rote und weiße Schnüre zusammen und schenken sie sich seitdem zum Ende des Winters.
Nur weil ich Kulturwissenschaften studiere, darf der Hinweis natürlich nicht fehlen, dass sich hinter diesen Geschichten und der Farbsymbolik vielleicht eine letzte diffuse Erinnerung an recht blutige Opferriten verbirgt, die die Sonne zurückbringen und den Winter beenden sollen. Immer wieder interessant, wie Mythen und scheinbar simple Legenden als kollektive Gedächtnisspeicher fungieren, die sehr weit in die Vergangenheit zurückreichen. In diesem Sinne - für mich ist der 1. März der Beginn eines fröhlich-erwartungsvollen Count-Downs zur Tagundnachtgleiche und damit endlich endlich dem Beginn der guten Zeit. Mit Barfußlaufen in grünem Gras, duftenden Blüten und der Sonne im Gesicht.

3 Kommentare:

  1. Herrlich, danke für die tolle Info!
    Was für schöne Traditionen.
    Happy Saint David's Day und einen schönen Frühlingsanfang!
    Cu mult drag,
    Ash

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  2. Danke für den interessanten Artikel.!

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  3. Ja, da danke ich auch für. :) Und ich habe so ein Schleifchen letztes Jahr von einer Bulgarin geschenkt bekommen. Ich mußte es allerdings ihrem Brauch zufolge nicht in einen Baum werfen, sondern einfach hineinhängen, wo es bleiben würde, bis es eines Tages von selbst verschwindet.

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